Preisverfahren

Der DPP 2017 ist gestartet und wartete mit einer Vorschlagsliste auf, die für einen Aufschrei in der Szene sorgte und dazu führte, dass sich jeder berufen fühlte, eine eigene Prozedur zu formulieren.  
Nun, das es wirklich kaum SP Storysammlungen gibt, halte ich für zumindest diskussionswürdig. Außerdem lässt es den wichtigsten Punkt eines Publikumspreises außen vor: Wie stelle ich sicher, dass die Abstimmenden auch wirklich ein Publikum darstellen?

Tanten und Cousinen, Schreibfreunde, der örtliche Dackelverein oder das Donnerstag Nachmittag Kaffeekränzchen, die sorgen im Zweifel alle dafür, dass abgestimmt wird, sind aber oft genug gar nicht das Publikum der Werke, die nach Aufmerksamkeit buhlen. Das sieht man ja an den nominierten Werken, die oft genug kaum Leser haben, aber beim Publikumspreis viele Stimmen bekommen.

Jetzt gibt es diverse Preise mit diversen Verfahren, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Der Vincent Preis ist ein Abstimmungspreis, ähnlich wie der DPP, immerhin werden dort die Neuerscheinungen des Jahres aufgelistet, somit hat man schnell gesehen, was erschienen ist und man gelesen hat.
Die Vorschlagsliste des DPP dagegen wird nach einem unbekannten Verfahren ermittelt und eine Konzentration auf manche Verlage/Autoren etc. kann man entweder als Siegel für Qualität sehen oder als unlautere Absprache, je nach Sichtweise.
Der Seraph ist ein Jurypreis, dort feiert man sich selbst und es geht vorzugsweise darum, die Phantastik besser zu stellen im Vergleich zur Nichtphantastik.
Der DSFP wird vom SFCD verliehen und dort ist eine Jury von SF Fans, die damit ihrem Geschmack Ausdruck verleihen. Dieser ist oft genug auch überraschend ist, und das nicht nur im positiven Sinne.
Der KLP ist ebenfalls ein SF Preis, dort gibt es die sogenannten Abstimmungsberechtigten (nach den dort genannten Kriterien sind das die SF Profis), das ist ebenfalls eine Jury, auch wenn diese nicht klassisch besetzt ist, sondern durch die Abstimmungsberechtigten vertreten wird. Das ist ein Stück weit wie ein Publikumspreis, bei dem ja auch Autoren und Verleger abstimmen können, allerdings begrenzt auf eben diese. Daher ist es ein wenig das Verfahren sich selbst zu loben und die Seinen.
Relativ neu auf dem Markt ist der Skoutz Award, der ebenfalls ein interessantes Procedere entwickelt hat. In der Abstimmung zur Longlist kann jeder beliebig viele Werke nominieren. Diese werden dann von einem JurorIn (für jede Kategorie gibt es da eine andere Person) bewertet und daraus die Kandidaten für die Shortlist ausgewählt. Aus dieser Shortlist werden dann per Publikumswahl (die wohl ebenso Abstimmungswahl wie die anderen Publikumswahlen sind) die Sieger ermittelt.
Dabei hängt der Kern der Wahl an genau einer Person und diese setzt die Qualitätsmaßstäbe, dies ist zumindest bedenklich.
Jeder kann für sich selbst entscheiden, was er von den jeweiligen Auswahlverfahren hält. Ich sehe jetzt weder praktisch noch theoretisch irgendeines der Verfahren als bestes an. Die haben alle ihre Vor- und Nachteile und am Ende spricht das prämierte bzw. nominierte Werk seine eigene unmissverständliche Sprache.

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