Indirekte Zeitreisen

Zeitreisen sind ja ein beliebtes Thema der SF. Jetzt gibt es den Umstand, dass zwei Kurzgeschichten deutscher Autoren sich mit einer indirekten Zeitreise beschäftigen, und damit auf unterschiedliche Art und Weise ein Stück Vergangenheitsbewältigung deutscher Geschichte versuchen.

Einerseits ist dort aus Nova3
Florian F. Marzin : Palimpset

Andererseits ist dort aus Alien Contact 56
Angela & Karlheinz Steinmüller : Das Internetz in den Händen der Arbeiterklasse


Beide wurden für den KL-Preis nominiert. Beide haben einen sehr witzigen und amüsanten Unterton und sind blendend geschrieben.
Bei Marzin findet die Zeitreise im Kopf, bei den Steinmüllers im Internetz statt. Beide nehmen sich eines Filmthemas an. Palimpset erinnert an „Das Wunder von Bern“, während die Geschichte der Steinmüllers das Thema aus „Goodbye Lenin“ herausgreift.
Auch sonst zeigen sich allerlei unterschiedliche Betrachtungsweise. Marzins älterer Held kehrt in sein Ater Ego zurück, welches sich gerade in der Sturm- und Drangphase befindet. Eine Rückkehr in die 60er Jahre mit den ersten Aufklärungsfilmen, den ersten zarten Intimitäten und eine Zeit ohne Handy und immer verfügbarer Information. Aber auch die Zeit des Rock`n´Roll und der Rebellion.
Dagegen bekommt Steinmüllers Protagonist E-mail von seinem Alter Ego, welches in einer DDR lebt, welches die Wende überlebt hat, und sich samt Kommunismus auf der Gewinnerseite befindet, während der Westen Arbeitslosigkeit von über 20% hat. Adamczik erlebt so eine virtuelle Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, alte Erinnerungen und Ängste bezüglich IM und Stasi erwachen in ihm und werden lebendig.

Ein wie ich finde sehr gelungener Kontrast, der auch die unterschiedlichen Historien des lange geteilten Deutschlands aufzeigt. Im Westen die Rockmusik, der Osten mit Partei und Vollbeschäftigung.
Ein sehr lehrreicher und dazu noch witziger Vergleich, der seine eigene Geschichte erzählt.

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