Mangelnde Konstanz

Konstanz ist das, was dem HSV im Moment fehlt. Die Konstanz der Ergebnisse. Was in der Rückrunde bisher konstant war: Immer stand die Null.

Gewann der HSV, siegte er immer zu Null. Verlor er, blieb er dagegen ohne eigenen Torerfolg. Verloren wurde gegen die Maurermeister aus Nürnberg und St. Pauli. Mannschaften, die mit Mann und Maus verteidigen und auch mal rustikal zur Sache gehen.

Das Derby war eigentlich eine eindeutige Sache. Das St.Pauli Tor wurde belagert, zwischendurch vermeldete der Kommentator 70% Ballbesitz. Und es ergaben sich auch gute Chancen, die leider nicht genutzt wurden. Insgesamt wurden jedoch zu wenig klare Torchancen herausgespielt. Stark war der HSV immer, wenn er schnell spielte und der Angriff über Ben-Hatira ging. Schwach waren Ecken und Freistöße. Die wenigen guten Ecken waren dann aber sehr gefährlich, doch ein Tor gelang nicht.

Eine Niederlage ist nie etwas Positives. Doch man muss sehen, es gab doch einiges Gutes zu berichten. Der HSV nahm den Kampf an. Der HSV kontrollierte das Spiel und zeigte sehenswerte Spielzüge. Doch man sah auch, dem HSV fehlt ein Torjäger. Sechs Treffer für van Nistelroy und Petric, das ist zu wenig.

Aus diesem Spiel konnte man aber auch generell gute Erkenntnisse über die Baustellen des HSV ziehen.

Die Einzelkritik:

Rost im Tor war bärenstark und am Gegentor schuldlos. Er strahlte Sicherheit aus und war bei den wenigen kniffligen Szenen auf der Höhe. Sehr gute Leistung.

Die Innenverteidiger: Mathijsen hatte das Nachsehen gegen Asamoah, das zog sich durch das komplette Spiel. Der Holländer war lange verletzt und es wäre sinnvoller gewesen, ihn in der Halbzeit auszuwechseln, statt ihn vorführen zu lassen. Westermann war in der Defensive stark, aber der Mann ist kein Libero. Seine sinnlosen langen Bälle gingen entweder zum Gegner oder direkt ins Seitenaus. Da hat mir Kacar in seinen wenigen Spielen besser gefallen.

Die Außenverteidiger: Demel spielte stark nach vorne, einzig die Flanken waren mehr als mäßig. Ein gutes Spiel. Man merkt, er harmoniert gut mit seinem Vordermann Ben-Hatira. Aogo spielte unauffällig, flankte aber genauso mäßig wie Demel. Die beste Flanke hätte dann aber fast zum Tor geführt.

Die Vereine haben ja immer größer werdende Trainerstäbe. Der HSV braucht einen zusätzlichen. Manni Kaltz als Flankentrainer würde da passen wie die Faust aufs Auge.

Mittelfeld: Die beiden defensiven Mittelfeldspieler glänzten beide in der Defensive, kassierten beide die gelbe Karte. ZeRoberto unberechtigt, Jarolim absolut berechtigt. Ein unnötiges Foul. Nach vorne war ZeRoberto stärker, bot überraschende Momente und es ist ein Genuss, seiner Leichtigkeit zuzusehen. Allerdings sollte er manches Mal das Spiel schneller machen. Eine schlimmere Bremse war Jarolim, der wieder unglaublich viel lief, aber oft genug das Spiel verschleppte.

Die Außen: Galt die linke Seite lange als Schokoladenseite, war es gestern umgekehrt. Überragend war Ben-Hatira, der seinen Gegenspieler ein ums andere Mal narrte. Ben-Hatira schoss nachher auch die Ecken und die waren wesentlich gefährlicher als die Ecken von ZeRoberto. Allerdings muss Ben-Hatira auch in der ersten Halbzeit das Tor machen, dann bricht St.Pauli auseinander. Das trübt seine ansonsten überragende Leistung. Nach 70. Minuten war er platt und es kam Pitroipa, der leider keine Akzente mehr setzen konnte. Ohne Ben-Hatira plätscherte das HSV Spiel vor sich hin.

Jansen merkte man an, er ist noch nicht fit und so machte er kaum einen Stich. Wahrscheinlich lag es daran, dass der rechte Verteidiger der Paulianer so stark war, denn Eliah, der zum Seitenwechsel kam, war noch blasser als Jansen. Eliah fordert ja das Vertrauen des Vereins. Leider sah man 45. Minuten lang nicht, worin man Vertrauen haben soll. Ich habe Eliah letzte Saison im Heimspiel gegen Bremen live gesehen und war damals sehr beeindruckt über seine Spiel- und Laufstärke. Aber seit dieser Zeit – ein Mainzer Verteidiger hat ihm ein paar Wochen vorher dem Knöchel kaputt getreten – ist die Luft raus. Vielleicht ist es eine Blockade auf Grund der Verletzung, aber in dieser Form braucht der HSV Eliah nicht und wäre angeraten, ihn auszuleihen oder zu verkaufen.

Im Sturm liefen der ehemalige Weltklassestürmer van Nistelroy und der Kroate Petric auf. Petric machte im eigenen Strafraum den entscheidenden Fehler beim Gegentor und bewies damit, Stürmer sollten sich aus dem Strafraum fernhalten. Petric war genervt von der engen und harten Deckung und zeigte wenig Akzente. Van Nistelroy hatte zwei Chancen, nutzte aber keine. Da er ansonsten nicht groß in Erscheinung trat, ist das zu wenig. Er wurde für Guerrero ausgetauscht, der leider auch keine gute Szene hatte, aber zumindest Einsatz zeigte

Fazit: Die hochgelobte HSV Offensive schießt keine Tore. Ein Umstand, den ich schon oft bemängelte. Man sollte der Wahrheit ins Auge sehen. Der HSV hat ein Sturmproblem. Mit Ex-Weltklasse (van Nistelroy), einer formschwankenden Diva (Petric) und Chancentod Guerrero wird der Weg an die Spitze nichts.

Aber warum in die Ferne schweifen und teure neue Spieler verpflichten: Choupo-Mouting ist Mittelstürmer, auch wenn ihn der HSV da diese Saison noch nicht eingesetzt hat. Ein kopfballstarker Spieler, der dem Spiel gestern gut getan hätte. Torun, ein bulliger, sich immer zerreißender Spieler, der wenn er dann mal spielt, auf der rechten Außenbahn verkümmert. Son, ein junger Spieler mit sehr viel Potential und einem gewaltigen Torriecher. Und Ben-Hatira, der gestern als einziger gezeigt hat, wie man eine mäßige Abwehr auseinanderwirbelt.

Der HSV muss endlich die Altherrenriege im Sturm nach Hause schicken. Jugend an die Macht, dann wird es auch wieder was mit dem Tore schießen. Was allerdings an einem Schieber besser sein soll, als an den oben genannten, erschließt sich mir nicht.

Wenn der HSV Neuverpflichtungen braucht, dann defensiv denkende Spieler. Da ist nämlich die Decke dünn.

Ansonsten sollte man die Niederlage nicht überbewerten. Der HSV hat stark gespielt, die Kontrolle gehabt und kam auch zu Chancen. Nur, um zu gewinnen muss man halt auch Tore schießen. Und warum Real Madrid den Holländer wollte, bleibt mir nach wie vor unklar. Warum aber der Verein ihn nicht abgegeben hat, wird wohl ein Geheimnis des Bernd Hoffmanns bleiben. Da hätte man mit einem Schlag die Angriffsmisere beheben können.

Am Samstag geht´s nach Bremen. Alles andere als ein Lieblingsgegner. Hoffen wir, dass wir die Stadtmusikanten, die mit dem Rücken zur Wand stehen, nicht stark machen.

Mir schwant leider Böses.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Zwielicht – Das deutsche Horrormagazin

Zwielicht 19